Umstieg auf Apple – und warum 2 Sekunden sehr lange sein können

Seit 1988 arbeite ich nun mit Computern. Angefangen hat alles mit einem Atari 1040ST mit sage und schreibe 1MB RAM und keiner Festplatte. Ich glaube wir sind mittlerweile soweit, dass für die heutige Computer-Jung-Generation der Begriff Diskette genauso klingen mag, wie für meine Generation die Lochkarte.
Den Atari habe ich mir übrigens mit zwei Zeitungsjobs und Geburtstagsgeldern zusammengespart. 1700 DM war für mich als Schüler ein extrem hoher Preis. Aber für einen Computer mit Mausbedienung musste man halt einiges hinlegen.

Als etwas zeitversetzten Parallel-Computer hatte ich dann noch einen Amiga 500. Ehrlich gesagt, habe ich diesen nur zum Spielen genutzt…

Naja, 1995 war dann mein erster IBM-kompatibler PC fällig. Soweit ich mich erinnern kann, ein Pentium 133 mit 8MB RAM, einer 800MB Festplatte, die ich für 300 DM gegen eine 1,2 GB Platte getauscht habe und ein HP DeskJet 600 als DinA4-Farb-Tintenstrahl-Drucker. Danach folgten etliche PCs, die ich mir hauptsächlich selber zusammengebaut habe. Ich darf gar nicht darüber nachdenken, wieviele Nächte ich mich mit Problemen herumgeschlagen habe. Ich kann mich noch erinnern, als ich meinen ersten Rechner 1996 selbst zusammen gebaut habe, dass mein SCSI-Controller 3 Wochen nicht von der SCSI-Partition booten wollte, bis ich gesehen hatte, dass ein Jumper den Port für den Controller selbst belegt hatte. So gingen die Jahre ins Land und ich habe immer wieder meine PCs geupgraded (blödes Wort). Die Abstände zwischen diesen Phasen sind immer länger und die Lust „herumzufrickeln“ aufgrund meiner wenigen Zeit und meines IT-lastigen Jobs immer weniger geworden. Den letzten PC-Upgrade habe ich vor ca. 2 Jahren vorgenommen. Aus diversen Foren habe ich mir gebrauchte Teile zusammengekauft und mir einen Rechner zusammengebaut, der mich mit genügend Rechenpower unterstützt, um meine Fotobearbeitungen unter Adobe Photoshop und Photoshop Lightroom durchzuführen.

Dieses Jahr habe ich dann als Prämie der Firma einen 1000 Euro-Gutschein  für ein Apple-Device bekommen. Mein erster Gedanke: Das IPad reizt mich natürlich schon. Gerade zum Zeigen von Hochzeitsserien bei Vorgesprächen eine tolle Sache. Aber ich konnte standhalten und habe mich letztendlich dazu entschieden selbst noch ein wenig Geld in die Hand zu nehmen. Mein PC kam nun doch wieder an die Grenze, wo ich mir etwas mehr Speed gewünscht habe. Wenn ich von einer Hochzeit mit 3000 Bildern komme und diese sortieren möchte, gehe ich die Serie durch und beurteile auf einem 2. Monitor die Bildqualität in der 100%-Ansicht. Eines kann ich Euch sagen. Wenn Ihr jedes Bild erst nach 2 Sekunden beurteilen und auswählen oder verwerfen könnt, werdet Ihr ziemlich hibbelig. Hier ist Zeit wirklich Geld! Also, was habe ich getan: Ich habe einen Schritt gewagt, der irgendwie gar nicht so richtig geplant war: Ich bin auf einen Apple IMac 27″ umgestiegen.

So, irgendwann war das Ding da: Ausgepackt und gestaunt. Von meinem 22″-Monitor zu dem Riesen-Ding ist das wirklich ein Riesen-Unterschied. Tolles Display – auch wenn einige Fotografen trotzdem lieber zu Nec-Monitoren für 1000 Euro greifen. (Vorgreifen kann ich hier, dass ich mit dem Ding kalibriert sehr gute und farbechte Ergebnisse beim Bearbeiten erziele.) Selbst habe ich dann noch 8GB RAM zu den vorhandenen 4GB ergänzt. Dann hört es aber auch schon mit den Erweiterungsmöglichkeiten auf. Naja, ich will ja auch nicht mehr Frickeln, sondern einen Rechner haben der einfach läuft.

Nun gingen aber die Probleme los. Wenn man 16 Jahre mit Windows gearbeitet hat, fehlen einem doch die vielen Kleinigkeiten. Warum gibt es z. B. unter MacOS Datei Ausschneiden und Einfügen von Dateien nicht (Edit: unter Lion soll es gehen)? Naja, ich erzähle meinen Kunden ja auch, dass sie sich auf Änderungen einlassen müssen, um die Vorteile daraus zu ziehen. Ich versuche es und melde mich vielleicht in einem Jahr nochmal dazu. Dann kann ich besser beurteilen, wo ich nun die hochgepriesenen Vorteile von Apple, insbesondere bei der Bildbearbeitung, ausspielen kann.

Das nächste Thema war das Software-Thema. Mit der Hasrdware ist es leider nicht getan. Im Vorfeld hatte ich bei Adobe schon abgeklärt, ob ich meine Adobe Creative Suite CS4 auch für Mac verwenden kann. Leider nur, wenn ich upgrade. Dann habe ich aber kein Adobe mehr auf dem Windows-Rechner und meinem Notebook, dass ich doch recht häufig abends im Hotel brauche. Photoshop Lightroom darf glücklicherweise lizenzmäßig auf beiden Rechnern genutzt werden. Dort habe ich mir aber bei einer Aktion eine 2. Lizenz geschossen, damit meine Frau Hilke mich auf dem PC weiterhin unterstüzen kann und ich das Tool auf dem Notebook dabei haben kann.

Ich habe nun eine ganze Zeit unter MacOS mit einer virtuellen Maschine unter VMWare Fusion auf Windows 7 mein Adobe CS4 weitergenutzt. Leider ist das sehr unglücklich für meinen Workflow, da ich ab und an aus Lightroom Photoshop aufrufe. Das war natürlich so nicht mehr möglich. Generell mag ich das Arbeiten auf einer virtuellen Maschine im Bereich der Bildbearbeitung nicht. Alleine das Thema Farbmanagement macht mich da ein wenig nachdenklich – vielleicht sehe ich das aber auch zu kritisch.

Da ich ab und an an der Fachhochschule Bielefeld Vorlesungen gebe, habe ich mir nun meinen Dozentenstatus genutzt und mir eine Mac-Dozenten-Lizenz der Adobe Creative Suite Professional 5.5 gekauft. Auch wenn diese deutlich günstiger ist als die nicht-EDU-Version, ist das schon eine ganze Menge Geld, das erstmal wieder reingeholt werden muss.
Heute ist das Paket angekommen und ich kann am Wochenende wieder mit meinem gewohnten Workflow – diesmal auf einem Apple-Rechner weitermachen. Darauf freue ich mich schon richtig! Ich werde berichten, wie mir der Umstieg auf Dauer gelingt. Gewöhnen muss ich mich an die Apple-Denkweise auf jeden Fall.

Als Fazit kann ich aber sagen, dass zumindest von der Rechenpower der Umstieg schon sein Geld wert war. Ehrlicherweise muss ich aber dazu sagen, dass ich diesen Vorteil günstiger mit einem neuen PC erkauft hätte…